Der Leitartikel der aktuellen Ausgabe von „Psychologie heute“ stellt zunächst die Frage, ob wir heute weniger beziehungsfähig sind als früher. Sind Perfektionismus und ein „Selbstoptimierungswahn“ schuld daran? Das Suchen des perfekten Partners? Oder sind es unsere steigenden Ansprüche an eine Beziehung? Dass wir uns heute in der Regel weniger gefallen lassen und uns schneller trennen? Oder einfach das große Angebot über Internetplattformen zum Kennenlernen von potentiellen Partnern und Partnerinnen?
Nicht die Menschen wären ängstlicher geworden, sondern ängstliche Menschen könnten diese Angst leichter als früher ausleben, so der Artikel.
Wie wird ein Mensch beziehungsängstlich, beziehungsunfähig? Der Grundstein dazu wird in der Kindheit gelegt. Die Eltern oder nahen Bezugspersonen sind einerseits beispielgebend und vermitteln andererseits ihrem Kind spätere Glaubenssätze. Es werden 4 Grundbedürfnisse unterschieden- Bedürfnis nach Bindung, nach Autonomie und Kontrolle, nach Selbstwerterhöhung und nach Lustgewinn bzw. Unlustvermeidung. Kümmern sich nun die Eltern oder Bezugspersonen liebevoll und beständig um das Kind, wird nicht nur das Bedürfnis nach Bindung befriedigt, sondern das Kind erlebt auch, dass es angenommen und gut ist, wie es ist. Auch lernt das Kind, dass es in Beziehung auch einer gewissen Anpassung bedarf, um gut zu funkionieren, aber diese wiederum auch Autonomie aushält. Ganz oft, so wird weiter beschrieben, kommt es zu einem Spagat zwischen Distanz und Nähe, zwischen Selbstbehauptung und Anpassung.
Selbst wenn die Erziehung und das Bindungsverhalten durch die Eltern längst zurück liegen, kann ein falsch gelerntes Muster aufgearbeitet bzw. bearbeitet werden. Wie Stafanie Stahl beschreibt, geht es da zunächst um das Eruieren der Prägung durch die Eltern und das Reflektieren dieser Muster. Meist stößt man dann auf Glaubenssätze, die tief in uns verankert sind, positiv wie negativ sein können und unser tägliches Tun und Miteinander beeinflussen. Zuletzt gilt es, sich bei diesen automatisch ablaufenden Gedanken zu ertappen und ein neues Verhalten anzuwenden.