Gyde Callesen – Angst hat die Quersumme 5

Es ist ein Roman, in welchem die Hauptprotagonistin Anna Svendheim plötzlich eine Panikattacken erleidet. Sie ist Reisefotografin, oft unterwegs, verbrachte auch einmal mehrere Monate in Australien und befindet sich zum Fotografieren gerade alleine auf einer einsamen Insel, als ihr plötzlich heiß und kalt wird, ihr Herz zu rasen beginnt, der Horizont vor ihren Augen schwankt, ihr Kopf sich wie in einem Schraubstock anfühlt und sie einen stechenden Schmerz in ihrer Brust erfährt. Sie flieht bei nächster Gelegenheit von der Insel und erlebt nun, dass ihr Radius täglich kleiner wird. Gyde Callesen gelingt es gut, die Angst, die Panik, die Plötzlichkeit und auch die Heftigkeit dieses Gefühls zu beschreiben. Die Romanfigur erlebt das Auseinanderbrechen ihrer bislang funktionierenden Welt- Jobverlust, Trennung ihres Freundes, Finden eines neuen Jobs bei einer Regionalzeitung und erlebt nie dagewesene Tiefen. Verzweiflung, Ohnmacht, Angst, Einsamkeit, Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit. Leider erfährt Anna Svendheim kaum professionelle Hilfe. Sie fährt zwar für 8 Wochen auf Kur, aber ist sonst die meiste Zeit mit ihren großen Problemen auf sich alleine gestellt. Noch dazu hat sie ein negatives Bild von Verhaltesntherapie.

Hier hat die Autorin leider nicht das nötige Wissen gehabt, um ein richtiges Bild von Verhaltenstherapie zu zeichnen. Hilfreiche Worte und Ansätze- in Richtung Achtsamkeit, Akzeptanz und Selbstmitgefühl- werden einer Art Traumfigur oder guten Fee in den Mund gelegt. Obwohl diese Ansätze seit Jahren zu einem festen Bestandteil der Verhaltenstherapie zählen und nachweislich hilfreich sind. Auch gehört das Besprechen und Suchen der möglichen Faktoren, welche zum Störungsbild beigetragen haben und immer noch beitragen und dieses möglicherweise auch aufrecht erhalten, zu einer guten Verhaltenstherapie. Es ist sehr schade, dass das sonst sehr gut zu lesende Buch, diesbezüglich so wenig hilfreich ist.