Fairburn ist Professor für Psychiatrie in Oxford und leitet auch ein Forschungszentrum für Essstörungen. Dort hat er sich besonders mit Binge eating auseinandergesetzt und in Folge dessen ein kognitiv verhaltenspsychologisches Programm zur Behandlung von Binge eating entwickelt.
Binge eating wurde bereits vor ca. 60 Jahren beschrieben, aber erst in den 90ger Jahren als eigene Diagnose definiert. Dabei handelt es sich um Essanfälle, bei denen übermäßig viel auf einmal gegessen wird und bei welchen ein Kontrollverlust erlebt wird. Oft essen die Betroffenen alleine und sind zum Zeitpunkt der Essattacke nicht in Gesellschaft. Häufig wird besonders schnell gegessen. Vor dem Anfall wird von einem zwingenden Gefühl, etwas zu essen, gesprochen. Die Betroffenen beschreiben beim Anfall selber eine Art Trance, in der sie ihr Verhalten kaum mehr kontrollieren können.
Fairburn beschreibt in dem ersten Teil seines Buches mögliche Faktoren, die zur Entstehung von Essstörungen, im besonderen von Essattacken, führen. Auch differenziert er zwischen Bulimia nervosa und binge eating. Auch die Anorexie erläutert er kurz. Weiters geht er auf die Folgeerscheinungen ein, welche häufige Essattacken mit sich bringen. Wird nach den Anfällen erbrochen oder werden Abführmittel aus Angst vor einer Gewichtszunahme eingenommen, sind die körperlichen Auswirkungen und Schädigungen oftmals gravierender, wenngleich nicht irreversibel.
In seinem zweiten Teil steht das Selbsthilfeprogramm im Mittelpunkt. Es besteht aus insgesamt 5 Schritten, welche nacheinander über mehrere Wochen erarbeitet werden sollen. Das Programm an sich ist wissenschaftlich erprobt und dessen Wirkungsweise bestätigt.
Die einzelnen Stufen sind klar und sehr verständlich dargestellt. Zunächst geht es um die genaue Selbstbeobachtung- wann neige ich zu übermäßigem Essen? In welcher Stimmung bzw. welcher Situation bin ich besonders gedährdet? Die Beobachtungen sollen genau dokumentiert werden. Im nächsten Schritt geht es um die Einführung eines Essensplans um regelmäßige Mahlzeiten einzuhalten. Oft entstehen Essattacken durch lange Essenspausen, welche auf den Wunsch, abzunehmen, zurückzuführen sind. Diese Essenspausen bedeuten für den Körper sowohl physischen wie auch psychischen Stress, welcher dann mittels großer Essensmengen ausgeglichen wird. Im dritten Schritt sollen dann Verhaltensalternativen zum Essen überlegt werden. Im 4. geht es um die Verbesserung der Problemlösefähigkeit- auch um Rückfälle zu vermeiden. Und im letzten Schritt soll eine Bestandsaufnahme gemacht werden.
Auch die Vermeidung von Rückfällen wird thematisiert und aufgegriffen. Besondere Hilfestellungen sollen diese verhindern.
Ein sehr informatives und lesenswertes Buch- für Betroffene, Angehörige, Freunde und Therapeuten.