H. Morschitzky/ Th. Hartl – Raus aus dem Schneckenhaus. Soziale Ängste überwinden.

Es ist ein umfangreiches Buch über soziale Ängste, die manchmal lediglich eine gewisse Schüchternheit darstellen, und manchmal allerdings eine soziale Phobie mit großen Beeinträchtigungen im Alltag. Der erste Teil widmet sich genau dieser Unterscheidung. Wann wird die Schüchternheit, welche sehr viele Leute für sich beanspruchen, zu einer sozialen Angst? Welche Kriterien lassen sich für erstere und welche für zweitere finden? Gibt es auch eine „normale“ soziale Angst?

Auch die Ursachen für soziale Ängste werden erörtert. Dabei wird das, in der Verhaltenstherapie häufig herangezogene „bio- psycho- soziale Modell“ herangezogen. In allen drei Bereichen lassen sich oft Gründe für das Entstehen finden. Häufig erzählen Betroffene von Ereignissen, die in der Kindheit oder Jugend liegen und bis heute besonders schambesetzt sind. Auch ein Grund kann die Erziehung durch die Eltern sein, wenn diese sozial zurückgezogen oder gar isoliert leben. Oder wenn diese auch kein positives Modell zum Lernen von sozialen Kontakten, sozialer Kommunikation, Begegnungen, etc. darstellen.

Im dritten Teil des Buches stellen die Autoren ein 10 Schritte Programm zur Bewältigung sozialer Ängste vor. Zu Beginn steht ein ausführlicher Fragebogen, der nicht nur die angsteinflößenden Situationen, körperliche und psychische Symptome, die eigenen Befürchtungen und Überzeugungen, sondern auch die Sicherheitsmaßnahmen erfragt. Auch die betroffenen und beeinträchtigten Lebensbereiche werden im Fragebogen thematisiert. Nach der Klärung der individuellen Situation geht es nun darum, sich Ziele zu setzen. Die weiteren Schritte beinhalten die Konzentration auf die Gegenwart, die Akzeptanz der eigenen Ängste und Besonderheiten, die Veränderung der oft falschen und problematischen Denkmuster, ein mentales Training , in dem soziale Situationen zunöchst im Kopf trainiert werden, eine Symptombewältigung, Mut zur Konfrontation, ein Kompetenztraining, sowie die Stärkung des Selbstwertgefühls. Das Programm arbeitet dabei mit verhaltenstherapeutischen und kognitiv psychologischen Methoden. Der Autor betont auch, dass gerade die Verhaltenstherapie bei der Behandlung von sozialen Ängsten besonders gut wirksam ist.

Es ist ein sehr praxisorientiertes Werk, das ein gutes Programm zur Selbsthilfe beinhaltet.