Irvin D. Yalom – Wie man wird, was man ist. Memoiren eines Psychotherapeuten

Es ist die Autobiografie von Irvin Yalom, der in seinem jüngst erschienenen Roman sich selber, seinen Werdegang und sein abwechslungsreiches wie reichhaltiges Leben zum Thema macht.

Als Kind von russisch- jüdischen Einwanderern wächst er in großer Bescheidenheit in Washington D.C. auf und lernt von seinen Eltern harte Arbeit und Fleiß kennen (sie betreiben direkt unter der Wohnung ein Lebensmittelgeschäft). Da die Eltern 6 Tage die Woche geöffnet haben, ist Irvin die meiste Zeit auf sich allein gestellt. Zu seiner Mutter hat er zeitlebens ein sehr distanziertes Verhältnis, seinen Vater, so bedauert er später, kennt er viel zu wenig. Die Ehe der Eltern verläuft sehr gut- sie hängen sehr aneinander.

Yalom kann sich einen der wenigen, für Juden vorgesehenen Studienplätze in Medizin erkämpfen. Bereits im 1. Studienjahr weiß er, dass er sich als Psychiater ausbilden lassen möchte. Von einer eigenen Analyse ist er wegen der großen Distanz der Therapeutin ihm gegenüber enttäuscht. In all den Jahren der praktischen Tätigkeit mit Patienten und auszubildenden Assistenzärzten stellt er fest, dass das persönliche Verhältnis, die Transparenz im therapeutischen Arbeiten und die Offenheit grundlegende Fortschritte im Therapieprozess mit sich bringen. Damit ist Yalom Vorreiter einer neuen Denkweise.

Ein großes Forschungsthema im Laufe seiner Tätigkeit als Stanford Professor sind Gruppentherapien. Er selber hatte das Glück, den Anfang von Therapiegruppen mitzuerleben und durfte diese dann auch sehr bald gestalten und leiten. Er experimentierte und beobachtet, dass die Patienten und Patientinnen am meisten von den Rückmeldungen der beobachtenden Assistenzärzte profitierten und auf diese nach kurzer Zeit bereits warteten.

Das Buch ist nicht nur eine Darstellung seiner medizinischen und psychotherapeutischen Laufbahn, sondern umfasst auch eine ganz große Liebesgeschichte. Yalom lernte bereits als Schüler seine Frau Marilyn kennen und liebe. Ihr großes Interesse an Literatur verbindet die beiden auf besondere Art und Weise. Bald sind sie unzertrennlich und heiraten einige Jahre später. Bis heute schätzt sich Yalom überaus glücklich, seine Frau an seiner Seite zu haben.

Eine große Begabung Yaloms ist auch sein schriftstellerisches Talent. Gleich zu Beginn seiner Facharztausbildung veröffentlicht er seinen ersten Artikel in einer Fachzeitschrift. Viele weitere sollten folgen. Ebenso wie eine ganze Reihe von Büchern, in denen er zunächst sein Wissen und seine wertvollen Erfahrungen als Therapeut weitergibt, bevor er seine Leidenschaft zur Literatur mit dem psychotherapeutischen Wissen in Romanen zusammenfließen lässt. So entsteht zum Beispiel der fiktiv historische Roman „Und Nietzsche weinte“. In diesem sucht Nietzsche Dr. Breuer in Wien auf und bittet ihn, ihm wegen seiner Depressionen zu helfen. Yalom beschreibt in seiner Autobiografie nicht nur die große Freude am Schreiben, sondern auch sein großes Interesse und seine Lust am intensiven Recherchieren im Vorfeld.

Es ist ein großartiges, leichtes und gleichzeitig sehr anregendes und faszinierendes Buch über ein noch außergewöhnlicheres Le