H. Morschitzky – Endlich leben ohne Panik. Die besten Hilfen bei Panikattacken.

Morschitzky legt hier einen Selbsthilferatgeber vor, der 80 Übungen beinhaltet. Panikattacken- massive körperliche Empfindungen und Aktivierungen mit gleichzeitiger Handlungsblockade. Manchmal wie „aus heiterem Himmel“ hereinbrechend, manchmal in kritischen Situationen und voran gegangener hoher Anspannung. Es gibt die unterschiedlichsten Verläufe und Leidenswege. Lange Zeit galten Panikattacken als nicht behandel- bzw. heilbar. Das hat sich zum Glück stark verändert. Morschitzky legt einen Ansatz vor, der zunächst die biologischen und physiologischen Gründe und Entwicklungen für eine Panikattacke bzw. Ängste genau aufzeigt. Wie es dazu kommt, dass das Herz vermeintlich so schnell schlägt, dass die Atmung rascher und flacher verläuft, dass man meint, keine Luft zu bekommen, dass einem schwindelig wird, einem der kalte Schweiß ausbricht oder die Hitze hochsteigt, oder gar die Umwelt sich seltsam entfernt anfühlt und man selber sich als fremd erlebt. Der Körper reagiert in solchen Momenten auf eine mögliche große Gefahr, die sich im Nachhinein oft als nicht existent herausstellt. Das bedeutet, dass Panikattacken sehr häufig Fehlalarme darstellen. Leider werden diese Fehlalarme so intensiv und angstmachend erlebt, sodass sich diese auf besondere Art und Weise einprägen. Die körperlichen Symptome werden als sehr gefährlich eingestuft- Ängste vor Herzinfarkt, Atemnot, Übelkeit oder Kontrollverlust stellen sich ein.  Es gilt, diese Gefühle und körperlichen Symptome tunlichst zu vermeiden. Es kann so weit gehen, dass ähnliche Umgebungen, ähnliche Situationen oder alleine der Gedanke an die vorigen Panikattacken bereits Panik auslösen können. Die Folgen sind meist Rückzug und Vermeidung, Einschränkungen im Alltag.

Morschitzy stellt klar, dass es keine Wunderheilung gibt. Er zeigt allerdings einen Weg auf, wie mit Wissen über die Panikattacken und die körperlichen Symptome ein neuer, befreiter Umgang mit der eigenen Angst gefunden werden kann. Anstatt der Angst und den Panikattacken auszuweichen, gilt es, offen auf diese zuzugehen; mit der Angst in einen Dialog zu treten und mit ihr leben zu lernen; seinen Interessen und Zielen Raum zu geben; die Vermeidung und den Rückzug systematisch aufzuweichen. Immer wieder gilt es, sich die medizinischen Fakten vor Augen zu führen, die starke körperliche Symptome wie Herzrasen und Atemnot auslösen können. Diesen Symptomen eine neue Bedeutung und eine andere Erklärung als bisher zuzuführen; falsche kognitive Denkmuster zu verändern.

Achtsamkeit- die bewusste, aufmerksame und wertfreie Wahrnehmung des aktuellen Augenblicks werden auch hier genau beschrieben. Mit ihrer Hilfe und dem achtsamen Wahrnehmen des aktuellen Augenblicks mit allen 5 Sinnen soll ebenfalls der Schrecken vor der Panik genommen werden. Ein wichtiger Aspekt dabei ist auch die „Beobachterperspektive“- das Wahrnehmen der eigenen Symptome und Ängste ohne sich von diesen beherrschen und überschwemmen zu lassen. Ein passiv- beobachtende Haltung gegenüber seinen körperlichen Reaktionen. Ähnlich einem Nachrichtensprecher oder Kommentator eines Ereignisses. Dabei soll auch geübt werden, die eigenen Gedanken von realen Gefahren unterscheiden zu lernen. Die Gedanken sind nur Gedanken, die möglicherweise gar nicht das aktuelle Geschehen abbilden, sondern vielleicht gerade auf frühere Ereignisse und Erinnerungen zurückgreifen. Es kann passieren, dass durch das intensive körperliche Erleben die Gedanken allzu schnell zu früheren Panikattacken abdriften und diese die Angst, eine solche wieder zu erleben, weiter schüren und verstärken. Frühere, angstauslösende und angstverstärkende Panikattacken zeigen damit selbst in der Gegenwart ihre Wirkung. Diesen Kreislauf gilt es zu durchbrechen. Frühere Panikattacken können allerdings als Konfrontation in ruhigen Momenten dienen, wenn man diese bewusst nacherlebt und nachempfindet um den Umgang mit aufkommenden körperlichen Symptomen zu üben und zu trainieren.

Morschitzky betont auch die Rolle des Selbstmitgefühls im Umgang mit der eigenen Angst und den Panikattacken. Wichtig ist, diese auch in den Kontext der eigenen Lebensgeschichte zu stellen und sich diesen Zusammenhang vor Augen zu führen.

Es ist ein sehr anschauliches Buch, das diverse Zusammenhänge zwischen körperlichen Symptomen, Angsterleben, Panik und Panikattacken wie auch anderen psychischen Erkrankungen erklärt und aufzeigt. Die Übungen sind gut verständlich, und wiederholen sich da und dort, was den Lerneffekt möglicherweise gut unterstützt.