Debbie Corso, die Autorin, ist eine Betroffene. Bei ihr wurde eine Borderline Persönlichkeitsstörung diagnostiziert. Nur am Rande, aber doch auch deutlich ausgesprochen, dass sie unter ihren heftigen, vermeintlich unkontrollierbaren Emotionen gelitten hat. Dass es viele Jobwechsel gab, die zu einem späteren Zeitpunkt vermutlich so nicht statt gefunden hätten.
Wieder einmal landet Debbie Corso in der Notaufnahme im Spital- ein Ort, den sie mittlerweile sehr gut kennt, der für sie eine große Stütze darstellt, und deren Personal sie als „Freunde“ bezeichnet. Es wird ihr ein Intensivprogramm empfohlen- die dBT- dialektisch behaviorale Therapie. Begründet wurde das Programm von Marsha Linehan, Verhaltenstherapeutin und ebenfalls Betroffene mit selbstschädigendem Verhalten. Nach dem Studium begann sie mit chronisch suizidalen Frauen zu arbeiten und hat dazu Forschung betrieben.
Die dBT wird überwiegend bei Personen mit einer Borderline Persönlichkeitsstörung eingesetzt, welche als letzte Lösung in extrem emotionaler Anspannung, oft dysfunktionale Verhaltensweisen (meistens selbstschädigend) zum Stressabbau anwenden. Patientinnen werden dahingehend trainiert, zunächst achtsam auf ihre Gefühle und ihr inneres Erleben, wie auch auf die Umgebung zu fokussieren. Die Achtsamkeit ist die Basis der dBT. Darauf aufbauend geht es in Folge des Programms, bzw. des sogenannten „Skillstrainings“ um den Umgang mit Gefühlen, Stresstoleranz, zwischenmenschliche Fertigkeiten und Selbstwert.
Debbie Corso legt ein sehr persönliches Buch vor, in dem sie ihrer Begeisterung für die dBT Ausdruck verleiht. Dank dieser Therapie konnte sie vieles, auch Traumata aus vergangenen Zeiten, aufarbeiten, lernte vieles über sich und die Borderline Persönlichkeitsstörung und fand einen einen neuen Umgang mit sich und ihren Gefühlen. Heute erfüllt sie die Kriterien für die Borderline Persönlichkeitsstörung nicht mehr. Dank dBT.
Vier der fünf Komponenten der dBT (Achtsamkeit, Stresstoleranz, Emotionsregulation sowie Beziehungsarbeit) widmet sie jeweils ein Kapitel. Anschaulich beschreibt sie, wie sie vor der Therapie lebte, welche Schwierigkeiten aufkamen, was sie mitmachte, welche Probleme sie zu bewältigen hatte und erklärt anhand der eigenen Erlebnisse die Notwendigkeit des jeweiligen Tools. Untermauert werden diese mit praktischen Übungen aus dem Therapieprogramm, welche man gleich selber ausprobieren kann. Sie leitet an, erklärt die Hintergründe, lädt zum Ausprobieren und Üben ein. Im Laufe des Buches wird immer klarer, dass die Emotionskontrolle bzw. die Vermeidung von dysfunktionalem Verhalten, sowie die angestrebten Veränderungen nicht ganz einfach gelingen, dass häufiges Üben und beständiges dran bleiben notwendig sind, dass die Therapie kein „Spaziergang“ ist, dass diese nur mit voller Konzentration schaffbar ist. Corso beschreibt auch die persönlichen Herausforderungen, z.B. in der Situation, als zusätzlich Multiple Sklerose bei ihr diagnostiziert wurde. Dadurch gelingt es ihr sehr authentisch, mögliche Stolpersteine auf dem Weg der Veränderung zu beschreiben. Debbie Corso greift dabei nicht nur auf ihre eigenen, ganz persönlichen Erfahrungen zurück, sondern verarbeitet auch das Erleben anderer Personen mit einer Borderline Persönlichkeitsstörung. Diese haben an Corsos Online Trainigsprogramm nach dBT teilgenommen, welches Corso auf ihrem Blog, den sie seit Jahren schreibt, anbietet. Es ist ein sehr offenes, ermunterndes und ehrliches Buch über Borderline und die Therapie mittels dBT.